Welche Aufgabe hat Design, speziell Grafik-Design?

Der Begriff Design wird seit einigen Jahren etwas inflationär und ungenau benutzt. Alles ist Design, klingt toll, wirkt meist verkaufsfördernd und ist auch so beabsichtigt, es muss aber qualitativ nichts Hochwertiges dahinter stecken. Eine Jeans, mit dem Label „Designer-…“ auf der Hosentasche oder am Hangtag, kann eine ganz gewöhnliche Hose aus derselben Fabrik sein wie ein Billigmodell ohne Marke. Hier passt eher der Begriff „stylish“.

Design heisst zunächst einmal, dass es sich um einen zeichnerischen oder plastischen Entwurf handelt um etwas zu gestalten. Wenn man von einer Grafik spricht, meint man allgemein eine Zeichnung. In der Kunst wird zwischen Grafiken und Gemälden unterschieden. Zeichnungen verschiedener Techniken, Graphit, Kohle, Radierungen, Holzschnitt usw., auf Papier gezeichnet oder gedruckt, lassen sich unter dem Oberbegriff Grafiken zusammenfassen. Vor der Erfindung der Druckmaschine des Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert (in Europa) wurden als Beispiel Schriften und Bücher in den Skriptorien der Klöster von Hand vervielfältigt, meist mit künstlerisch hochwertigen Zeichnungen bebildert. Das war aufwändig und kostete viel Zeit.

Kleiner historischer Exkurs

Der Begriff des Grafik-Designers oder auch Gebrauchsgrafikers wurde erst Anfang des letzten Jahrhunderts das erste Mal benutzt (USA, 1922, William Addison Dwiggins). Dwiggins meinte damit den „zweckgebundenen Druck“ und vereinte die Einzeldisziplinen Druck, Illustration und Buchgestaltung zu einem Oberbegriff, dem Grafikdesigner, zusammen. In der Zeit des Bauhaus (Dessau, ab 1925) wurde in der „Werkstatt für Typographie und Werbegestaltung“ das neue Berufsbild in Deutschland geschaffen. Die Plakate, Buchtitel und auch Fotografien aus der Zeit faszinieren bis heute. Die politischen Fotomontagen John Heartfields, der auch für einige satirische Zeitschriften als Gebrauchsgrafiker gearbeitet hat, sind ein weiteres Beispiel.
Heute ist der Grafikdesigner am ehesten ein Kommunikationsdesigner, der auf vielen Gebieten tätig ist. Die Digitalisierung der Arbeit hat viel Handwerkliches ersetzt. So werden Seiten für den Druck nicht mehr im Wortsinne ausgelegt (Layout, Montage von Schriften, Bildern und Grafiken auf einen Bogen oder Film, der dann belichtet und gedruckt wird), sondern mit speziellen Satzprogrammen am Rechner digital zusammengefügt bzw. erstellt. Fotos werden nicht mehr analaog auf Schwarz-Weiss- oder Farbfilm belichtet, die Kameras sind digital und können ohne Umwege über eine Dunkelkammer direkt auf den Computer geladen und bearbeitet werden.  Das Tempo ist höher geworden, dennoch braucht es insbesondere bei umfangreicheren Projekten präzise Einarbeitung des Grafikdesigners in den Auftrag des Kunden. Das beginnt mit der Analyse im Marketing: was will der Kunde mit einer Werbemassnahme erreichen? Welche Werbemittel sind dafür sinnvoll? Wer sind diejenigen, an die sich die Werbung richten soll und wie erreiche ich sie am besten? Über Printprodukte wie Flyer oder Broschüren oder eher übers Internet? Oder beides parallel?

Ohne Website kommt heute keine Firma mehr aus. Ein Internetauftritt ist das Schaufenster eines jeden Betriebes. Ein Webshop ist Tag und Nacht geöffnet. Das bringt Wettbewerbsvorteile gegenüber denjenigen, die auf eine Website – oft aus Kostengründen – verzichten. Auch hier sind Grafik- oder Webdesigner gefragt.  Die Planung im Vorlauf ist umfangreicher, die Umsetzung gestaltet sich anders in der Programmierung und ist in der Regel zeitaufwändiger.